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Tenure Track – Nicht alles Gold was glänzt

Auf der Internetseite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung werden die aktuellen Pläne zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchs übersichtlich aufgelistet und beworben. So sollen von 2017 bis 2032 über 1.000 neue Professuren mit einem Tenure Track ausgestattet werden, mit dem Ziel jungen Wissenschaftlern mehr Sicherheit bezüglich ihrer Karriereplanung zu geben.

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Das Reformprojekt verspricht darüber hinaus nachhaltige Wirkung, da die Tenure Track Stellen immer wieder neu ausgeschrieben werden und somit erhalten bleiben. Zudem soll das Programm auch wissenschaftlichen Mitarbeitern die noch in der Promotion oder Post Doc Phase sind zu gute kommen, da die über eine Milliarde Euro, die die Bundesregierung in das Projekt investiert, auch zum Ausbau von Mitarbeiterstellen verwendet werden kann. Darüber hinaus erhofft sich das Ministerium, dass sich Beruf und Familie für junge Wissenschaftler so besser miteinander vereinbaren lässt.

Erstmals wurde das Tenure Track Model im Zuge des Hochschulrahmengesetzes im Jahr 2002 eingeführt. Der Ursprung des Models findet sich in Nordamerika wieder. Hier hat das Tenure Track bereits lange Tradition und seine Anfänge gehen auf das späte 19. Jahrhundert zurück. Daher wird auch in Deutschland häufig auf das amerikanische Tenure Model verwiesen und als Erfolgsgeschichte gewürdigt. Doch wie steht es heute um das Tenure Track in den USA? Was sagen amerikanische Nachwuchswissenschaftler zu dem Model. Werden die angestrebten Ziele die das Bundesministerium für Bildung in Deutschland anvisiert auch in den USA erreicht?

Recherchiert man im Internet zum Thema Tenure Track in den USA, finden sich im Gegensatz zu Deutschland eine Reihe spannender Erfahrungsberichte von Wissenschaftlern und Forschern die eine der begehrten Tenure Track Professuren erhalten haben.

Flexibilität und Kompromisse

So schreibt Liz Swan, die an der University of Colorado, Boulder als Dozentin für Philosophie arbeitet, welche Kompromisse sie in den vergangenen Jahren eingehen musste um eine der begehrten Stellen zu erhalten und den Anforderungen gerecht zu werden. Fast drei Jahre lang bewarb sie sich, bis sie, nachdem sie die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, eine Zusage erhielt. Nicht anders als in den meisten Fällen in Deutschland und Europa müssen junge Wissenschaftler in den USA ihrer Meinung nach bereit sein, geografisch große Flexibilität an den Tag zu legen. Das kann in Nordamerika im Gegensatz zu Europa einen wesentlich größeren Kompromiss, auf Grund der großen Distanzen und damit zusammenhängenden Zeitzonen, darstellen.
Zudem bemängelt sie die thematischen Kompromisse die sie bezüglich ihrer Forschungsschwerpunkte und Veröffentlichungen machen musste. Sie sah sich teilweise dazu gezwungen über Themen zu schreiben, für die Sie selbst nur geringere Begeisterung hegte um den “…puplications that “count“…“ gerecht zu werden.

“…puplications that “count“…“

Ihr dritter kritischer Punkt ist die Bezahlung. Zwar weiß die Juniorprofessorin aus eigener Erfahrung, dass der Arbeitsmarkt in den USA noch wesentlich schlechtere Konditionen für Nachwuchswissenschaftler bereit hält, doch empfindet sie geschätzte $ 55.000,- Jahreseinkommen für einen Geisteswissenschaftler nach Steuern, Versicherungen sowie weiteren Lebenshaltungskosten als nicht besonders großzügig bemessen. Darüber hinaus bemängelt sie die nur niedrigen oder oftmals nicht statt findenden Gehalsterhöhungen.

Große Gehaltsunterschiede und 70 Stundenwochen

Einen anderen Erfahrungsbericht zum Tenure Track in den USA fanden wir auf der Website von Karen Kelsky die als eine Art Personal Consultant für Wissenschaftler tätig ist. Die Erfahrungen aus ihrer Arbeit teilt Sie auf Ihrer Firmenwebsite http://theprofessorisin.com. Zuvor lehrte Miss Kelsky, die einen Ph.D. in Cultural Anthropology hält, 15 Jahre lang an der University of Oregon und der Univeristy of Illinois. Auch sie erzählt von Ihren persönlichen Erfahrungen während ihres Tenure Track und auch sie war mit der Bezahlung nicht zufrieden. Bei weitem nicht alle ihrer 60 bis 70 Stunden die sie wöchentlich arbeitete wurden effektiv auch vergütet. Zudem gibt es von Universität zu Universität scheinbar sehr große Gehaltsunterschiede. So schnüren die ivy leauge Institutionen sehr lukrative Gehaltspakete für die angebotenen Tenure Track Stellen, hingegen sich die Gehälter bei vielen anderen Einrichtungen in den vergangenen zwanzig Jahren kaum verändert haben.

Beide Artikel sind interessante Erfahrungsberichte die scheinbar die Realität vieler junger Wissenschaftler in den Vereinigten Staaten wiederspiegeln. So bestätigen eine ganze Reihe von Leserinnen und Lesern die Erfahrungen der beiden Autoren in ihren Kommentaren, die ebenfalls sehr spannend zu lesen sind.

Lesen Sie die Original-Berichte hier:

https://chroniclevitae.com

http://theprofessorisin.com

 

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